Leopard 2
DPA
Leopard auf einem Testgelände

Panzer-Deal mit Saudis

Der Spiegel, 5. Juli 2011

Redigiert von Andy Ross

Das Panzergeschäft mit Saudi-Arabien ist vor dem Hintergrund der Aufstände in der arabischen Welt brisant. In der letzten Woche vor der parlamentarischen Sommerpause werden die geplanten Panzerlieferungen noch einmal Thema im Parlament. Angeblich hat der Bundessicherheitsrat die Lieferung der Kampfpanzer bereits gebilligt.

Der Bundessicherheitsrat ist das höchste Organ für die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik. Die Öffentlichkeit erfährt nur selten etwas über Details, der Rat kommt unregelmäßig zusammen, eine Tagesordnung wird nicht bekanntgegeben. Bei Fragen von Waffenlieferungen kommt auch der Bundeswirtschaftsminister in die klandestine Runde, in einigen Fällen wird auch das Bundesjustizministerium beteiligt.

Deutschland spielt in Sachen Rüstungsexporten weltweit eine immer größere Rolle. In Deutschland arbeiten rund 80.000 Menschen für die Rüstungsindustrie. Deutschland ist binnen eines Jahrzehnts vom fünften auf den dritten Platz im internationalen Rüstungshandel vorgerückt. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich der deutsche Export von Rüstungsmaterial verdoppelt. Nur Amerikaner und Russen exportieren mehr.

"Leos" aus deutschen Waffenschmieden stehen schon seit 30 Jahren auf der Wunschliste des saudischen Militärs. Bisher lehnte die Bundesregierung die Lieferung solch schwerer Waffen an Riad ab. Jetzt versucht Berlin offenbar eine Kehrtwende. Der deutschen Rüstungsindustrie winkt damit ein Milliardengeschäft. Die Saudis haben demnach Interesse an mehr als 200 Panzern auf Basis der neuen Leopard 2A7+. Das Auftragsvolumen dürfte sich auf rund 1,7 Milliarden Euro belaufen.

Der Leopard 2A7+ soll die jüngste und zugleich vielleicht schwierigste Anforderung an schwere Kampfpanzer erfüllen: in städtischen Gebieten kämpfen zu können. Ursprünglich wurde der rund 60 Tonnen schwere und 1500 PS starke Leopard 2 für Schlachten gegen gleichwertige Gegner konstruiert. Für aktuelle Konflikte ist er nur bedingt geeignet, da er schlicht zu groß und zu schwer ist.

Kampfhandlungen in Städten stellen andere Anforderungen an einen Panzer als Schusswechsel auf freiem Feld. So verfügt der Leopard 2A7+ über eine ferngesteuerte Waffenstation auf dem Turmdach: Die Besatzung kann Ziele mit einem schweren Maschinengewehr oder einem Granatwerfer unter Beschuss nehmen, ohne den Innenraum verlassen zu müssen. Außerdem verfügt der Typ 2A7+ über ein Räumschild, eine verbesserte Klimaanlage, einen ausgebauten Schutz gegen Minen und einen stärker gepanzerten Turm.

Die Opposition reagiert empört auf die geplanten Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien. Saudi-Arabien missachte Demokratie und Menschenrechte, unterstütze den Terrorismus und habe die jüngsten Proteste in Bahrain unter anderem mit Panzern niedergeschlagen. Grüne und Linke haben zu dem Thema eine Aktuelle Stunde im Bundestag beantragt.
 

Leopard 2A7+
KMW
Leopard 2A7+

Die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG ist Marktführer in Europa für hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge. Ihr Produktportfolio reicht von luftverladbaren und hochgeschützten Radfahrzeugen, über die Aufklärungs-, Flugabwehr- und Artilleriesysteme bis hin zu schweren Kampfpanzern, Schützenpanzern und Brückenlegesystemen.
 

AR  Straßenkampf-Leos an den Saudis zu verkaufen ist nicht viel schlimmer als Tornados usw.
zu verkaufen — doch etwas schlimmer.
 

Tanks for Saudi Arabia

By Holger Stark
Der Spiegel, October 13, 2011

Edited by Andy Ross

On June 27, 2011, Angela Merkel and others in the Federal Security Council in Berlin approved the delivery of more than 200 Leopard tanks to Saudi Arabia. The decision means arms export deals can now play a role in German power politics.

The Leopard 2A7+ main battle tank is the KMW company's crown jewel. It weighs 67.5 tons and is armed with a 120 mm smoothbore cannon that can fire 4 km. Saudi Arabia was interested in buying up to 270 of them. The deal was worth up to €5 billion.

In early 2011, the wave of Arab revolutions reached the Saudi royal family. People in neighboring Bahrain began to protest and the King of Bahrain requested help. On March 14, 150 Saudi armored vehicles rolled into Bahrain, accompanied by 1,000 Saudi soldiers.

Leopard 2A7+ tanks would be well suited to putting down revolutions. They have an obstacle clearance blade that can move protesters out of the way. The lesson of Bahrain is that next time it could be Leopards rolling through Arab streets.

At the Federal Security Council meeting, Merkel said an armed Saudi Arabia would function as a counterbalance to Iran and its nuclear ambitions. The sale was unanimously approved.

In September, Merkel said the West can no longer solve global problems alone. She said we must arm other countries to help them act in our interest, and that NATO must develop a common policy on arms exports. Saudi Arabia is only the beginning.